Zusammenfassung
1. Aus verschiedenem leprösen Material ist es mir gelungen, in einem von mir zusammengesetzten
flüssigen Nährboden einige Male Reinkultur eines säurefesten, an den Leprabacillus
morphologisch erinnernden Mikroorganismus zu erhalten, welche Kultur am längsten in
die vierte Generation (sieben Wochen) fortgeleitet wurde. Ein mit solcher vom Blute
eines Leprösen hergestellten, durchaus säurefesten Kultur geimpfter Affe erhielt Flecke
von kurzer Beständigkeit, in dessen Gewebssaft sowohl säurefeste als nicht säurefeste
Mikroorganismen in Farbepräparaten nachgewiesen werden konnten.
2. Nach Injektion eines aus demselben leprösen Blute reingezüchteten nicht säurefesten
Mikroorganismus, der in dem von mir benutzten flüssigen Substrate sich als ganz banale
Streptokokken entwickelte, ist bei einem Affen eine Blaseneruption (lepröser Pemphigus?)
entstanden. Der Inhalt der Blasen zeigte teils frei, teils in typischen „Leprazellen”
liegende, sowohl säurefeste als nicht säurefeste Bakterien.
3. Ein anderer mit derselben nicht säurefesten, nach Burris Tuscheverfahren aus einer
Bakterie erhaltenen Kultur geimpfter Affe hat auf dem einen Fuße einen blauvioletten,
noch jetzt bestehenden Fleck bekommen; das andere Bein des Tieres zeigte daneben Kontrakturen
in fast sämtlichen Gelenken.
4. Meine Kulturversuche wie auch Tierversuche haben mich zu der Ueberzeugung gebracht,
daß der Lepraerreger ein Organismus mit großem Polymorphismus ist, der als Diplokokken,
Streptokokken, Diphtherideen, kleinere und größere Stäbchen etc. auftreten kann, dessen
verschiedene Formen nur von einer höheren, meinen bisherigen Beobachtungen nach zu
urteilen, wahrscheinlich zur Gruppe der Pilze gehörenden Pflanze abgebrochene, selbständig
sich entwickelnde Teile sind. Die Säurefestigkeit ist meiner Meinung nach nur eine
Art Kleid, das der Lepramikroorganismus unter gewissen Bedingungen anlegt.